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 SFD Sonderfahrdienst WBT eG
Gebel Offline



Beiträge: 33

16.08.2006 06:07
Demo 10.08.2006; schlechter Service SFD Antworten

Warten im Rollstuhl: Behinderte protestieren gegen den schlechten Service des Telebus-Fahrdienstes
Peter Neumann



Vor dem Roten Rathaus machte der Rollstuhlfahrer Ilja Seifert die Probe aufs Exempel. Der Vorsitzende des Berliner Behindertenverbands ließ die Telefonnummer 26 10 23 00 wählen - den Anschluss des Sonderfahrdienstes Berlin, der Aufträge für den Telebus entgegennehmen soll. Doch der Anrufer kam einfach nicht durch. "Sehen Sie, so ist es fast immer", rief Seifert unter dem Beifall von fast 100 Rollstuhlfahrern, die gestern mit ihm für eine Verbesserung des Fahrdienstes demonstrierten. Nach dem Vertrag, den der Senat mit der Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Taxibesitzer (WBT) abgeschlossen hat, sollte jeder Anrufer höchstens 90 Sekunden warten, bis in der Mobilitätszentrale jemand abnimmt und sich um ihn kümmert. Seifert ironisch: "Diese Zahl sollten wir besser auf 90 Minuten nach oben korrigieren."



Berliner Behinderte sind unzufrieden mit dem Fahrdienst. Vor allem mit dem neuen Betreiber WBT, der im Juli nach einer Ausschreibung die Auftragsvermittlung übernommen hat. Wer dort anruft, bekäme meist nur ein Besetztzeichen oder eine endlose Warteschleife zu hören, die auch noch Telefongebühren kostet, bemängeln der Behindertenverband und der Spontanzusammenschluss "Mobilität für Behinderte". Weil es kaum möglich ist, den Telebus wieder abzubestellen, würden zudem Stornogebühren fällig. Es gebe weder eine Notrufnummer noch einen Fahrgastbeirat. Das alles muss sich ändern - so lautete die Forderung an Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei).

"Ich bin einer der wenigen, die es geschafft haben, im Telebus zu dieser Demo zu kommen. Aber dafür habe ich auch wochenlang versucht durchzukommen. Als es endlich klappte, war das wie ein Lottogewinn", sagte der 34-jährige Thomas Winking aus Steglitz. Für den Rollstuhlfahrer sind seine Friedrichshainer Freunde unerreichbar geworden. Er würde gern den Nahverkehr nutzen, wie es die Senatsverwaltung rät: "Aber die Busse auf meiner Linie sind nicht behindertengerecht. Und später in Friedrichshain von der Fahrbahn aus in die Straßenbahn einzusteigen ist fast unmöglich." Also bleibt er meist zu Hause. "Das ist die neue Behindertenfeindlichkeit", so Horst Etter von der Behinderten-Liga.



Einer der Unternehmer, die in Berlin insgesamt 67 Telebusse betreiben, sieht rot-rote Sparpolitik am Werk. Die schlechte Erreichbarkeit führe dazu, dass Behinderte den Fahrdienst seltener nutzen - das sei genau so geplant. Er habe innerhalb eines Jahres auf vom Senat garantierte Fahraufträge im Wert von 193 000 Euro verzichten müssen. Als Telebusfahrten noch unter öffentlicher Regie organisiert wurden, wurden täglich 620 Fahrten vermittelt. Darauf sank diese Zahl auf 540. "Heute sind es 570 - mit der klaren Tendenz Richtung 600", sagte WBT-Vorstand Dietmar Schmidt. "Wir sind uns bewusst, dass es Anlaufschwierigkeiten gibt." Sie hatten damit zu tun, dass die Mobilitätszentrale anfangs die Daten von allen rund 4 000 Telebusnutzern aktualisieren musste - was Telefonate in die Länge zog und Leitungen blockierte. "Außerdem haben wir die Zahl der Mitarbeiter von sechs auf sieben aufgestockt", sagte Schmidt. Ende August gebe es auch eine Notrufnummer. "Ein Fahrgastbeirat wird im Herbst eingerichtet", kündigte die Staatssekretärin Petra Leuschner (Linkspartei) an. "Wir nehmen die Bedenken ernst." Doch die Behinderten sollten nicht vergessen, dass ihr Fahrdienst während der vergangenen fünf Jahre 65 Millionen Euro gekostet hat: "Für das arme Berlin ist das viel Geld."

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