Taxi-Ruf übernimmt den Telebus für Behinderte
Von Joachim Fahrun
Der Taxi-Ruf "City-Funk" soll ab 1. Juli in Berlin den Behindertenfahrdienst Telebus organisieren. Ein Vertrag darüber wurde gestern paraphiert. Mit dem neuen Modell will die Sozialverwaltung langfristig fünf Millionen Euro einsparen, ohne die Mobilität von Rollstuhlfahrern und anderen behinderten Menschen zu stark einzuschränken. Über die Taxi-Zentrale soll es den 20 000 Telebus-berechtigten möglich sein, Wagen flexibler als heute anzufordern. Zugleich soll aber die Eigenbeteiligung für Nutzer steigen, die den Telebus häufiger als acht Mal monatlich fahren wollen.
Der Vertrag mit dem bisherigen Telebus-Betreiber, dem von den Wohlfahrtsverbänden getragenen Berliner Zentralausschuß für soziale Aufgaben (BZA) war unter wütenden Protesten gekündigt worden. Auch der Versuch der Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (PDS), die BVG als Leistelle für den Service zu gewinnen, scheiterte nach fast einjähriger Diskussion.
Die Taxi-Funker sind nun Vertragspartner in einer neuen Trägerstruktur für den Telebus. Dach ist das von der EU-geförderte und von der Freien Universität wissenschaftlich begleitete Projekt Tellus. Darin wird die Verknüpfung von öffentlichem und privatem Nahverkehr in Städten erprobt. Bei Tellus arbeiten auch die Senatsverkehrsverwaltung und die BVG mit.
Die Fuhrleistungen hat die Sozialverwaltung ausgeschrieben, mehrere Angebote sind eingegangen. Langfristig strebt Senatorin Knake-Werner an, mehr Behinderte zu motivieren, sich eigenverantwortlich im öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. Die BVG habe sich im Vertrag verpflichtet, mit Rollstuhlfahrern das Einsteigen in Busse zu trainieren. Ist ein Aufzug zu einem U-Bahnhof kaputt, muß die BVG dafür sorgen, daß der behinderte Fahrgast dennoch weiterkommt. Auch seien Berlins Taxiunternehmen aufgefordert, mehr behindertengerechte Taxis anzuschaffen. Dann, so die Hoffnung, werde ein eigener Fahrdienst in Zukunft verzichtbar. Nur noch ein regional organisierter Treppendienst, der Behinderten hilft, in Wohnungen zu gelangen, sei dann noch notwendig. Hier sieht Knake-Werner ein gutes Einsatzfeld für 1-Euro-Jobs.